21.04.:(K)ein Spaziergang über den Monte Irago

Rabanal del Camino – Molinaseca ~26 km

Am heutigen Tag wollte ich den Jakobsweg alleine gehen. Der Weg den Berg hinauf führt über steinige Pfade durch eine von Ginsterbüschen dominierte Landschaft.

Um 9 Uhr passiere ich Foncebadón, eine ehemals verlassene Siedlung, die teilweise aufgrund der Pilgerbewegung wieder aufgebaut wird. Auch hier eine unverkennbare Mischung aus verlassen und belebt.

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Nach einer kleinen Stärkung in einer Bar geht es weiter den Monte Irago hinauf. Um kurz nach 10 sehe ich aus der Ferne den Pfahl des Cruz de Ferro. Dem Brauch zur Folge legt an diesem schlichten Kreuz jeder Pilger einen Stein ab, den er von zu Hause mit hierher gebracht hat. Symbolisch trennt er sich damit von Sorgen und Ängsten.

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Am Cruz de Ferro erlebt man wohl einen der emotionalsten und persönlichsten Momente auf dem Jakobsweg.

In vielen Büchern, Berichten und Erzählungen über den Jakobsweg heißt es, das irgendwann jeder Pilger irgendwo steht oder sitzt und weint. Vor Freude, Glück, Schmerzen, Reue, oder einer Mischung aus allem. Ich glaube das hier am Cruz de Ferro die Stelle ist, an der es den meisten widerfährt. Auch heute kamen definitiv einige Tränen hinzu.

Nachdem ich eine ausgedehnte Rast am Cruz de Ferro eingelegt hatte ging es weiter über Steine und durch eine fantastische Bergwelt. Am Mittag erreiche ich die Albergue von Tomás, dem einzigen Bewohner von Manjarin.
Seine „Festung“ wirkt genauso geheimnissvoll wie der verlassene Ort.

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Später treffe ich auf einen jungen Koreaner, den ich ein stückweit begleite – er soll mein einziger Weggefährte an diesem Tag sein. Als wir uns nach einem ausgiebigen Gespräch über dies und das trennen macht er noch ein Foto von mir.

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Der Weg führt nun etwas steiler bergab, doch der Untergrund wird zunehmend immer schwieriger zu laufen. Es geht durch das sehr verwunschene El Acebo, auch hier möchte ich Bilder sprechen lassen.

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Die letzten Kilometer bis zum heutigen Rastort Molinaseca sind schlichtweg der Hammer. Diese Pisten mit dem Wort „Weg“ zu bezeichnen kommt der Realität nur eingeschränkt nah. Vielmehr handelt es sich größtenteils um freigelegtes Felsengestein. Erosion und die Füße der Pilger tun ihr übriges, um die Pisten in Geröll zu verwandeln.

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Nach einem Gewaltmarsch erreiche ich um etwa 17 Uhr Molinaseca. Am Abend geniesse  ich mit meinen Bettnachbarn das erste Pilgermenü meiner Reise an einem Café direkt am Flussufer.

An diesem Tag liegen auch die ersten 100 Kilometer meines Weges hinter mir.